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Herbstwind
Durch fahlbelaubte Bäume mit mü
dem Ton der Herbstwind singt;
die sehnsuchtsbange Weise klingt
Des Nachts in meine Träume.
Ach, alle Blumendüfte,
das Farbenspiel der Rosenzeit,
die ganze Sonnenseligkeit
Zerstoben in die Lüfte!
Verstummt ist Scherz und Kosen.
Die mir geblüht in tiefster Brust,
das alte Leid, die alte Lust
sie starben mit den Rosen!
Nun will kein Stern mehr scheinen.
Der Himmel trüb und wolkenschwer,
das Haupt so müd' das Auge leer ...
Ich hab verlernt das Weinen!
Und wenn die Sehnsuchtslieder
der Nachtwind auf den Fluren singt,
in meinem Herzen hallt und klingt
sein traumhaft Rauschen wider.
Friedrich Hebbel (1813-1863)
Herbstbild
Dies ist ein Herbsttag,
wie ich keinen sah!
Die Luft ist still,
als atmete man kaum,
und dennoch fallen raschelnd,
fern und nah,
die schönsten Früchte
ab von jedem Baum.
O stört sie nicht,
die Feier der Natur!
Dies ist die Lese,
die sie selber hält;
denn heute löst sich
von den Zweigen nur,
was vor dem milden
Strahl der Sonne fällt.
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